Das Verhältnis zwischen den Niederlanden und Deutschland ist gut

Prof. Dr. Friso Wielenga zu Gast in Zwillbrock

Käse, Grachten und Tulpen – jenseits der typischen Niederlande-Klischees hat sich am vergangenen Donnerstag der CDU-Stadtverband mit dem Nachbarn Niederlande beschäftigt. Mit hochkarätiger Unterstützung: Mit Prof. Dr. Friso Wielenga, dem Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, konnte ein anerkannter Fachmann als Referent gewonnen werden.



 
Vor dem Beginn des Hauptvortrags gab es zunächst noch drei kurze Grußworte: Zunächst führte Stadtverbandsvorsitzende Gisela Waning ins Thema ein und begrüßte den Referenten ebenso wie die rund 70 Anwesenden. Anschließend hielt Dr. Peter Paziorek ein kurzes Grußwort. Der ehemalige Präsident des Regierungsbezirks Münster ist Vorsitzender des CDA-CDU Euregio Verbands auf deutscher Seite. Er koordiniert somit zusammen mit seinem Amtskollegen auf niederländischer Seite, Bart von Winsen, die Zusammenarbeit zwischen den christdemokratischen Parteien beider Länder in der Euregio. Paziorek stellte in seinem Grußwort die Bedeutung der Zusammenarbeit der christdemokratischen Parteien heraus: „Wir Christdemokraten haben verstanden, dass wir auch über die Grenzen hinaus zusammenarbeiten müssen!“ Sein niederländischer Amtskollege Bart von Winsen pflichtete ihm in seinem anschließenden Grußwort bei und betonte den praktischen Nutzen einer engen Zusammenarbeit: „Indem wir Perspektiven für die Region gemeinsam entwickeln, stärken wir die Städte an beiden Seiten der Grenze.“ Ebenso verwies er – auch angesichts der anstehenden Wahl des EU-Parlaments – auf die Vorbildfunktion der Grenzregion: „Die europäische Idee leben wir hier im Grenzraum tagtäglich."

 Das dies nicht immer so war, wurde im anschließenden Vortrag von Prof. Dr. Friso Wielenga deutlich. Darin stellte er fest, dass sich das Deutschlandbild in den Niederlanden seit 1945 in drei aufeinanderfolgenden Phasen einteilen lässt. So verglich er die Zeit von 1945 bis zum Ende der 50er Jahre mit einem Minenfeld. Bedingt durch den Schrecken, den die Deutschen während der Besetzung im Nachbarland verursacht hatten, sei das Deutschlandbild direkt nach dem Krieg sehr negativ gewesen. Erste Annäherungsversuche seien gerade wegen der unmittelbaren Kriegserfahrung schwerlich gewesen. Dennoch veränderte sich das Deutschlandbild – auch wegen der wirtschaftlichen Abhängigkeit – in den 50er Jahren zusehends positiv. In den 60er Jahren schließlich gewann die Kriegszeit nochmal an Aktualität. Grund dafür waren u.a. die Hochzeit von Beatrix mit dem Deutschen Claus von Amsberg, denn am Anfang konnten sich viele Niederländer keinen Deutschen neben der künftigen Königin vorstellen. Mit dem Besuch von Bundespräsident Heinemann 1969 in den Niederlanden, in dessen Rahmen er den Opfern des nationalsozialistischen Terrors gedachte, wurde bei der Aufarbeitung der Kriegsjahre ein Durchbruch erreicht. In der dritten Phase seit 1969 sei schließlich politisch-psychologische Normalität eingekehrt. Diese sei aber gerade durch das Spiel mit dem runden Leder immer wieder auf die Probe gestellt worden: So habe Deutschland im WM-Finale gegen die Niederlande1974 – so ein langjähriger Mythos nur durch eine Schwalbe von Bernd Hölzenbein gewonnen. Eine tiefe Fußballrivalität zwischen beiden Ländern war die Folge. Erst mit dem EM-Sieg der Niederlande 1988 hatten die Niederlande ihre “Rache“. „Es stellte sich in den Niederlanden ein David-gegen-Goliath-Bild ein: Der Kleinere kann dem Größeren durchaus eins auswischen“, betonte Wielenga in diesem Zusammenhang. Heute, so Wielenga, sei das Verhältnis normal. Und das zwischen Ländern hin und wieder Spannungen entstünden sei ebenso normal. Nur als 17. Bundesland wollten die Niederlande nicht wahrgenommen werden, betonte der Historiker am Ende sei Vortrags augenzwinkernd.

Nach dem Vortrag dankte das Publikum mit einem umfänglichen Applaus für den anekdotenreichen und kurzweiligen Vortrag und verschiedene Aspekte des Vortrags wurden in der anschließenden Diskussion nochmal aufgegriffen.